Für 31 Millionen Franken kauft der Kanton Freiburg das Schumacher-Gebäude in Schmitten und baut es in ein Lager für Kulturgüter um. Der Grosse Rat stimmte gestern dem Geschäft zu, die Ratskommission äusserte aber Bedenken. Der Kanton Freiburg kauft das Gebäude der Buchbinderei Schumacher AG in Schmitten für 20,2 Millionen Franken. Er wird dieses für weitere 10,9 Millionen Franken umbauen und schafft sich so auf einer Fläche von 20 000 Quadratmetern ein kantonales Lager für Kulturgüter, in dem zehn verschiedene Institutionen Gegenstände und Dokumente aufbewahren werden. Die Firma Schumacher wird sich im Hochparterre des Gebäudes auf einer Nettofläche von rund 10 000 Quadratmetern einmieten und dort ihren Betrieb weiterführen.
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Was in groben Zügen im Frühling bekannt worden war (FN vom 10. März), hat der Grosse Rat gestern mit 78 gegen 4 Stimmen bei 5 Enthaltungen genehmigt. Wie Staatsrat Jean-Pierre Siggen (CVP) sagte, erlaube diese Lösung, ein dringendes Problem rasch zu lösen. «Die Kantons- und Universitätsbibliothek wird Ende Jahr keinen Quadratzentimeter Lagerfläche mehr frei haben», so Siggen.
Gehälter noch nicht bezahlt.
Die Gewährung des Kredits von 28 Millionen Franken, zu dem noch 3 Millionen Fran-ken Bundesbeiträge kommen sollen, verlief aber nicht ohne Nebengeräusche. Olivier Flechtner (SP, Schmitten) sagte als Sprecher der vorbereitenden Kommission, dass diese das Begehren in einer ersten Sitzung abgelehnt und erst in einer zweiten Sitzung gutgeheissen habe. Es habe kritische Voten zur Firma Schumacher, zum Gebäude und zum Preis gegeben, so Flechtner.
Flechtner ging auf die Schwierigkeiten der Schumacher AG ein, die Angestellte entlassen musste und im Dezember 2014 ihr Personal zum Verzicht auf den 13. Monatslohn aufrief. Die Rückzahlung dieser Löhne sei bis heute nicht erfolgt, obwohl dies vom Verwaltungsrat in Aussicht gestellt worden sei, so Flechtner. Auch Bruno Boschung (CVP, Wünnewil) tönte dies an und appellierte an den Verwaltungsrat, mit der Liquidität durch den Verkauf zumindest einen Teil der nicht ausbezahlten Gehälter zu erstatten und gleichzeitig ins Unternehmen zu investieren, um die Konkurrenzfähigkeit zu steigern.
Keine Garantie
Gemäss Flechtner haben Mitglieder der Ratskommission auch Bedenken geäussert, dass die Firma Schumacher keine Fortführung ihrer industriellen Aktivität garantieren könne. «Es besteht das Risiko einer Industriebrache», so Flechtner. Für die Lagerung der Kulturgüter sei das Gebäude aber geeignet. Schliesslich sei in der Kommission auch umstritten gewesen, dass das Unternehmen während den Umbauarbeiten 18 Monate lang keinen Mietzins bezahlen müsse. «Aber das ist kein Grund, das Projekt abzuweisen», so Flechtner. «Wenn auch Kritik angebracht ist, so ist die Umnutzung in ein Lager für Kulturgüter sinnvoll, tragbar und gerechtfertigt.»
David Bonny (SP, Prez-vers-Noréaz) verlangte eine Klausel, welche die Weiterführung des Betriebs der Schumacher AG im Gebäude während fünf Jahren garantieren soll. Das Unternehmen soll dem Kanton jährlich 620 000 Franken an Mietzins und 360 000 Franken an Betriebskosten bezahlen. «Würde die Schumacher AG nach dem Verkauf den Betrieb einstellen, wäre das eine Katastrophe», so Bonny. «Der Staat kann eine Firma nicht zwingen weiterzuexistieren», so Staatsrat Siggen. «Die Firma hat aber eine unternehmerische Verantwortung. Sonst müsste der Staat halt einen anderen Mieter suchen.»
In den Augen des Broyebezirklers Dominique Corminboeuf (SP, Domdidier) und des Grossrats aus dem Vivisbachbezirk, Yvan Hunziker (FDP, Semsales), ist der Standort im Sensebezirk für ein zentrales Lager des Kantons nicht ideal. André Schneuwly (Freie Wähler, Düdingen) erachtete die Dezentralisierung hingegen als ideal. Auch Markus Zosso (SVP, Schmitten) sprach von einer guten Erreichbarkeit nahe bei Freiburg.
Sorge um Gewerbeland
Daniel Bürdel (CVP, Plaffeien) sah im Projekt eine Chance für die Firma und für den Kanton. «Allerdings dienen neu 20 000 Quadratmeter Gewerbeland nicht mehr einer wirtschaftlichen Nutzung, die Stellen und Steuereinnahmen bringt.» Dies sprach auch Flechtner an: «Die Gemeinde freut sich nicht, aber sie akzeptiert es und nimmt Kenntnis von der neuen Nutzung.»
Autor: Urs Haenni
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