Die Idee für ein Schwimm‑, Sport- und Badezen­trum im Senseober­land stösst bei den Bezirksparteien mehrheitlich auf Zus­tim­mung. Knack­punkt des 28,6‑Millionen-Franken-Projekts wird die Finanzierung sein – trotz Sub­ven­tio­nen von sechs Mil­lio­nen Franken.

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Im Senseober­land soll ein Schwimm‑, Sport- und Badezen­trum entste­hen. Die Idee dafür stammt von ein­er Arbeits­gruppe, die sich vor anderthalb Jahren gegrün­det hat – dies, nach­dem der Grosse Rat 2015 entsch­ieden hat­te, Sub­ven­tio­nen für Schwimm­bad­baut­en bere­itzustellen, um dem grossen Nach­holbe­darf zu entsprechen (die FN berichteten). Für Bäder von nationaler Bedeu­tung gibt es so 15 Mil­lio­nen Franken an die Baukosten, für Bäder kan­tonaler Bedeu­tung – ein solch­es ist in Plaf­feien vorge­se­hen – sechs Mil­lio­nen Franken.

28,6 Mil­lio­nen Franken

Diese finanzielle Unter­stützung will sich die Arbeits­gruppe unter der Leitung des Plaf­feier CVP-Gross­rats Daniel Bürdel sich­ern, denn ohne dieses Geld wäre das Grosspro­jekt kaum finanzier­bar. Auch mit den Sub­ven­tio­nen dürfte das Pro­jekt zum Kraftakt wer­den: In der kür­zlich durchge­führten Mach­barkeitsstudie und Stan­dor­t­analyse nen­nen die Experten Baukosten von 28,6 Mil­lio­nen Franken – dies für die Vari­ante, dass ein regionales Freizeit­bad mit Bade­halle, Fit­ness­bere­ich, Bad­bistro und anderen Ange­boten entste­ht. Dieses kön­nten die umliegen­den Schulen, die Bevölkerung und Touris­ten nutzen.

«Schwarzsee ist eine touris­tis­che Region, die ein klares Schlechtwet­ter- prob­lem hat.» Bar­bara Wyss­brod, Präsi­dentin FDP Sense

Die Studie hat mehrere Stan­dorte evaluiert. Sie nen­nt Plaf­feien als den geeignet­sten Stan­dort. Auch Gif­fers oder Schwarzsee wer­den aufge­lis­tet. Die Arbeits­gruppe plant unter Ein­bezug von Fach­leuten weit­er. In einem näch­sten Schritt wird die Träger­schaft, die Finanzierung und die spätere Betrieb­s­form definiert. Mit dem Entscheid über den Stan­dort begin­nen die Ver­hand­lun­gen für Lan­der­werbe sowie die Abklärun­gen mit den kan­tonalen Ämtern und Behörden.

«Die sollen erst ein­mal schauen, das Grosspro­jekt OS Plaf­feien finan­ziell abzuschliessen, bevor sie ein neues anpack­en.» Lil­iane Mar­chon, Präsi­dentin SVP Sense

Bis das Pro­jekt reif ist für eine Eingabe beim Kan­ton, dauert es noch eine Weile. Und doch drängt die Zeit: Um in den Genuss von Sub­ven­tio­nen zu kom­men, muss das Pro­jekt bis 2025 ein­gere­icht sein.

«Ein richtiges Bad»

Bis auf die SVP begrüssen alle Sensler Parteien und Grup­pierun­gen die Schwimm­bad-Idee. Der Bedarf sei klar aus­gewiesen: für die Bevölkerung, die Touris­ten und die Schüler, da der Kan­ton im Lehrplan 21 mehr Schwim­munter­richt fordert – so das Votum von links bis rechts. «Schwarzsee ist eine touris­tis­che Region, die ein klares Schlechtwet­ter­prob­lem hat», ergänzt Bar­bara Wyss­brod, Präsi­dentin der FDP Sense. Wenn ein Bad gebaut werde, solle dies «eine Anlage sein, die etwas hergibt». Also ein Bad für Ein­heimis­che und Gäste, wo Baden, Schwimm­train­ing und andere Sportarten möglich seien. Dem stimmt die SP Sense zu. «Aus der Per­spek­tive der Gemein­den im Unter­land ist ein einzelnes 25-Meter-Beck­en in Plaf­feien etwa gle­ich attrak­tiv wie eines in der Stadt Freiburg», sagt der frühere SP-Präsi­dent Olivi­er Flecht­ner. Es brauche deshalb mehr als nur ein reines Schulbad.

«Die Gemein­den müssten es als wahrhaft gute Lösung für die Win­ter­monate betra­cht­en, wenn die Badi Lau­pen geschlossen ist.» Bruno Werth­müller, Präsi­dent CSP Sense

Die Freien Wäh­ler Sense befür­worten ein weit­eres Sensler Hal­len­bad, «weil auch die Ange­bote in der Agglom­er­a­tion Freiburg nicht aus­re­ichen», sagt André Schneuw­ly, Präsi­dent des Vere­ins. Die CVP Sense habe das Pro­jekt für ein Schwimm­bad im Ober­land noch nicht unter den Mit­gliedern disku­tiert, sagt Parteipräsi­dent Lau­rent Baeriswyl. Er nimmt deshalb aus per­sön­lich­er Sicht Stel­lung: «Grund­sät­zlich finde ich es eine gute Idee, da der Bedarf klar aus­gewiesen ist.» Er begrüsst auch die Pri­va­tini­tia­tive. Als das Pro­jekt präsen­tiert wor­den sei, habe er nur pos­i­tives Echo ver­nom­men. «Jed­er find­et es eine gute Idee, alle ste­hen dahinter.»

Wie reagiert das Unterland?

Knack­punkt ist die Finanzierung des Pro­jek­ts. Die Parteipräsi­den­ten sind sich bewusst, dass zwis­chen dem Ober- und Unter­land ein Graben aufgeris­sen wer­den kön­nte. Denn fünf Unter­land-Gemein­den sind finanziell bere­its engagiert in der Regio Badi Lau­pen, mit Bern­er Anstösserge­mein­den. CVP-Präsi­dent Lau­rent Baeriswyl bezweifelt, dass von dieser Seite gross­es Inter­esse da wäre, sich auch noch an einem Bad im Ober­land zu beteili­gen. «Ich kann aber nicht für sie Stel­lung beziehen, das müssen die Gemein­deräte sel­ber bes­tim­men», sagt er. Olivi­er Flecht­ner stuft die Bere­itschaft für weit­ere Verpflich­tun­gen angesichts der bevorste­hen­den Investi­tio­nen in die Badi Lau­pen – 800 000 Franken sind im Jahr 2018 vorge­se­hen – und der finanziellen Sit­u­a­tion einzel­ner Gemein­den als «eher ver­hal­ten» ein.

«Das Bad muss Teil ein­er Gesamt­strate­gie sein und als touris­tis­che Alter­na­tive zu den Wintersport­aktivitäten posi­tion­iert wer­den.» Olivi­er Flecht­ner, ehe­ma­liger Präsi­dent SP Sense

Auch FDP-Präsi­dentin Bar­bara Wyss­brod sieht Schwierigkeit­en bei der Finanzierung: «Es wird schwierig. Die Gemein­den haben heute schon sehr viele Aus­gaben, die sie nicht sel­ber steuern kön­nen.» Sie sieht aber auch die Beteili­gung der Unter­land-Gemein­den an der Lau­pen­er Badi kri­tisch: «Der Bedarf für Plaf­feien ist klar aus­gewiesen. Zumin­d­est mehr als bei der Badi Lau­pen», sagt die Ueber­stor­ferin. Ueber­storf zahle viel an den Gemeinde- und den Badi-Ver­band, jedoch wür­den nur wenige Ueber­stor­fer das Ange­bot in Anspruch nehmen. «Viele gehen lieber gle­ich ins Bad Wey­er­mannshaus bei Bern, das nicht viel weit­er weg ist, wo es aber mehr Platz gibt und der Ein­tritt frei ist.»

Glob­ale Betrachtung

Die Mehrheit der Parteipräsi­den­ten ist sich einig, dass es für das Schwimm­bad­pro­jekt eine Glob­al­be­tra­ch­tung für den ganzen Bezirk braucht. «Alle Schwimm­bäder im Bezirk müssen ein­be­zo­gen wer­den», so André Schneuw­ly, Präsi­dent der Freien Wäh­ler Sense. Für die Finanzierung kön­nte er sich ver­schiedene Vari­anten vorstellen, etwa ein regionales Konzept mit allen Sensler Gemein­den – allen­falls sog­ar mit Nach­barge­mein­den oder der Agglom­er­a­tion. Möglich wäre auch ein neuer Gemein­de­ver­band oder ein Inter­essen­ver­band, in dem Pri­vate und Gemein­den dabei sind.

«Alle Schwimm­bäder im Bezirk müssen ein­be­zo­gen wer­den.» André Schneuw­ly, Präsi­dent Freie Wähler

Würde ein Schwimm­bad über die Region Sense finanziert wer­den, würde dies möglicher­weise andere Begehrlichkeit­en weck­en, sagt Lau­rent Baeriswyl. Es sei deshalb wichtig, eine Ausle­ge­ord­nung zu machen und ein Konzept zum Bedarf an öffentlichen Baut­en, die von Gemein­de­ver­bän­den mit­fi­nanziert wer­den sollen, im ganzen Sense­bezirk zu erstellen. Vielle­icht sei es ja möglich, über den Touris­mus zu weit­eren Geldern – etwa aus dem Touris­mus­förderungs­fonds – zu kom­men, so der CVP-Präsident. 

Mehrw­ert vermitteln

Das Schwimm­bad müsse Teil ein­er Gesamt­strate­gie sein und als touris­tis­che Alter­na­tive zu den Win­ter­sportak­tiv­itäten posi­tion­iert wer­den, ergänzt Olivi­er Flecht­ner. «Das ist eine wichtige Voraus­set­zung, um den Mit­glieds­ge­mein­den und der Bevölkerung im gesamten Sense­bezirk den Mehrw­ert eines solchen Schwimm­bads ver­mit­teln zu kön­nen.» Wichtig sei auch, die Unter­land-Gemein­den frühzeit­ig in die Konzep­tion und Aus­gestal­tung des Pro­jek­ts miteinzubeziehen.

«Würde ein Bad über die Region Sense finanziert wer­den, würde dies möglicher­weise andere Begehrlichkeit­en weck­en.» Lau­rent Baeriswyl, Präsi­dent CVP Sense

Den touris­tis­chen Aspekt unter­stre­icht auch Bruno Werth­müller, Präsi­dent der Mitte links – CSP: «Die Gemein­den müssten es als wahrhaft gute Lösung für die Win­ter­monate betra­cht­en, wenn die Badi Lau­pen geschlossen ist. Dann kön­nte sich wahrschein­lich eine Möglichkeit öff­nen, um sie im pos­i­tiv­en Sinne motivieren zu kön­nen.» Wenn die Gemein­den einen Nutzen haben und die Rah­menbe­din­gun­gen für alle stim­men, kön­nte ein Pro-Kopf-Beitrag Sinn machen, meint er. «Das Bad wäre somit, wie die Strassen, ein Investi­tion­sgut zugun­sten der Bevölkerung. Sich­er müssten auch Spon­soren gefun­den wer­den, die auf irgen­deine Art vom Schwimm­bad prof­i­tieren kön­nen.» Der CSP-Präsi­dent ist klar der Mei­n­ung, dass auch der Kan­ton Hand bieten sollte: Da dieser mit dem neuen Schulge­setz auf mehr Schwim­munter­richt beste­he, soll­ten die Sub­ven­tio­nen defin­i­tiv etwas höher sein.

SVP: Kein neues Grossprojekt

Ganz anders sieht es die Präsi­dentin der SVP Sense. Eine offizielle Stel­lung­nahme der Partei könne sie zum jet­zi­gen Zeit­punkt zwar noch nicht geben, sagt Lil­iane Mar­chon auf Anfrage. «Wir wer­den dies in der Partei disku­tieren, sobald wir mehr Infor­ma­tio­nen haben.» Per­sön­lich nimmt sie aber klar gegen das Schwimm­bad Stel­lung: «In Plaf­feien ist bere­its die Ori­en­tierungss­chule ver­gold­et wor­den. Der OS-Ver­band musste einen Nach­tragskred­it sprechen, um dies zu finanzieren. Die sollen jet­zt erst ein­mal schauen, dieses Grosspro­jekt finanziell abzuschliessen, bevor sie ein neues anpack­en.» Sie könne sich nicht vorstellen, dass die Gemein­den bere­it wären, ein neues Schwimm­bad zu finanzieren, «vor allem nicht die Gemein­den im Sense­un­ter­land», sagt Mar­chon. Diese seien dem Schwimm­bad Lau­pen angeschlossen. «Und das wollen wir aufrechterhalten.»

Mehr Infos zur Studie über das geplante Schwimm­bad kön­nen beim Gemein­de­ver­band Region Sense ange­fragt wer­den: Tel. 026 494 27 57.

Stan­dort
Plaf­feien, Schwarzsee oder doch Tafers?

Im Hin­blick auf den Touris­mus sei der Stan­dort Plaf­feien gut gewählt, sagt CVP-Präsi­dent Lau­rent Baeriswyl. Gif­fers – das auch als Stan­dort genan­nt wurde– sei eher ungün­stig gele­gen, wegen der Dis­tanz zu Schwarzsee und zur OS Plaf­feien. Sie sähe das geplante Schwimm­bad lieber am Schwarzsee als in Plaf­feien, sagt Bar­bara Wyss­brod, FDP-Präsi­dentin und Lei­t­erin des nationalen Aus­bil­dungszen­trums für den Zivil­dienst. Zum einen wegen der Nähe des Cam­pus und der vie­len poten­ziellen Nutzer aus dem Zivil­dien­stzen­trum und dem geplanten Sport- und Freizeitzen­trum, aber auch wegen der übri­gen Schwarzsee-Touristen.

Plaf­feien erfülle die Voraus­set­zun­gen für einen Bad­stan­dort, sagt André Schneuw­ly von den Freien Wäh­lern: mit dem öffentlichen Verkehr gut erre­ich­bar, Nähe zur Schule, gute Aus­las­tung ausser­halb der Schulzeit­en durch Bevölkerung und Touris­mus. «Es kön­nte aber auch Tafers sein.» Auch die geplanten Ange­bote in der Agglom­er­a­tion Freiburg müssten berück­sichtigt wer­den. Es scheine ihm fraglich, ob die Unter­län­der Gemein­den Plaf­feien oder Gif­fers als Stan­dorte für sin­nvoll betra­cht­en, sagt Bruno Werth­müller von der CSP. Diese seien ja bere­its im Ver­band Lau­pen Mit­glied und möglicher­weise nicht stark daran inter­essiert, sich mit den Schülern ins Ober­land zu bewe­gen. Für das Mit­tel­land kön­nte es dank guter Busverbindun­gen aber möglich sein.

«Warum Plaf­feien als Stan­dort?», fragt Lil­iane Mar­chon, Präsi­dentin der SVP Sense. Wenn es wegen der Touris­ten sei, dann wäre Schwarzsee sowieso die bessere Alternative.

Autor: Imel­da Ruffieux

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