Die Plaffeier wollen sich am Aktienkapital der neuen Tourismusfirma beteiligen. Aber nicht ohne Diskussion: Sie haben die Rolle der Gemeinde infrage gestellt und wie weit sich diese im Tourismus einmischen soll.
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204 Plaffeier, elf Traktanden, noch mehr Anträge, und dies alles während viereinhalb Stunden, angereichert mit vielen Diskussionen: dies die kurze Zusammenfassung der Gemeindeversammlung in Plaffeien vom Freitagabend. Die anwesenden Stimmbürgerinnen und ‑bürger haben alle Anträge des Gemeinderats angenommen, meist mit deutlicher Mehrheit. Die Ausnahme bildete der Antrag, ob sich die Gemeinde am Aktienkapital des neuen Tourismusunternehmens beteiligen soll: 91 Stimmbürger sagten Ja zum Antrag, 72 stimmten dagegen. Gemeinderat Bruno Zbinden trat als Vorstandsmitglied des Tourismusvereins in den Ausstand.
Sicherheiten schaffen
Der Verein Schwarzsee Tourismus stehe vermehrt vor rechtlichen und finanziellen Herausforderungen, weil er in den letzten Jahren sein Angebot erweitert habe, sagte Vizeammann Armin Jungo. Dazu gehören die Übernahme der Eispaläste, das bevorstehende Projekt einer mobilen Kunsteisbahn in Schwarzsee und die Organisation des Alpabzugs (die FN berichteten). Die neue Gesellschaft übernimmt die Trägerschaft dieser Angebote; der Verein kann sich weiterhin auf sein Kerngeschäft mit Gästebetreuung und Marketing konzentrieren. «Wenn ein Anlass beispielsweise ein Defizit generiert, ist der Verein finanziell nicht gefährdet», führte Jungo aus. Die Aktiengesellschaft werde selbsttragend sein, die Überschüsse für weitere oder bestehende Angebote eingesetzt.
Nun will sich die Gemeinde finanziell am Aktienkapital beteiligen, und zwar bis zu 50 000 Franken. Sie würde somit ein Drittel des Aktienkapitals besitzen. «Bereits heute hat der Gemeinderat ein Mitglied im Vorstand des Vereins Schwarzsee Tourismus. Reicht das nicht als Mitsprache?», fragte ein Bürger. Heute könne die Gemeinde keine Diskussionen führen und hätte auch kein Mitspracherecht, antwortete Syndic Otto Lötscher. Gemeinderat Daniel Bürdel ergänzte, dass der Tourismus ein wichtiger Bestandteil der Gemeinde sei. Ein Bürger unterstützte den Willen des Gemeinderats. Durch die Beteiligung könne die Gemeinde Initiative ergreifen und nicht nur die passive Rolle einnehmen. Er erwähnte die Infrastruktur für die Langlaufloipen als Beispiel: «Schwarzsee Tourismus macht Werbung fürs Langlaufen, aber nichts wird instand gestellt.»
Ein anderer fragte, ob dem Gemeinderat ein Businessplan vorliege. Der Syndic antwortete, dass schon heute bekannt sei, wie viel die einzelnen Angebote einbringen würden. Die Eispaläste hätten dieses Jahr positiv abgeschlossen, die Kunsteisbahn werde hingegen nach Erfahrungswerten am Anfang Defizite einfahren.
Zwei Landwirte störten sich am Vorgehen des Vereins Schwarzsee Tourismus. So sagte der eine: «Den Alpabzug will er in die Firma einbeziehen, aber die betroffenen Leute fragt er gar nicht.» Würden nicht die Bauern mit den Tieren teilnehmen, gäbe es gar keinen Anlass. Otto Lötscher entgegnete: «An einer Sitzung des Hirtenverbands hat sich niemand gemeldet, als Gemeinde und Tourismus nach Leuten für das Komitee gesucht haben.»
Der nächste Termin für Schwarzsee Tourismus ist diesen Samstag: Die Generalversammlung stimmt über die Gründung ab.
WEITERE GESCHÄFTE
Gemeinderat kann Land verkaufenDie Gemeindeversammlung genehmigte die Reglemente über die Trinkwasserverteilung und über die Beseitigung und Reinigung von Abwasser. Sie basieren neu auf dem Nutzer- beziehungsweise Verursacherprinzip. Die Versammlung erteilte zudem dem Gemeinderat die Kompetenz, eine Baulandparzelle von 685 Quadratmetern am Junkerweg/Rüttistrasse zu verkaufen. Für die gleichen Standorte genehmigte sie einen Landtausch mit einem privaten Eigentümer und die Feinerschliessung. Der Kredit beläuft sich auf 34 250 Franken.
ANTRAG
5G-Moratorium für PlaffeienDer Bürger Mauritz Boschung hat an der Gemeindeversammlung den Antrag für ein 5G-Moratorium innerhalb der Gemeinde Plaffeien gestellt. Die Antennen für die schnellere Datenübertragung sollen erst in der Region installiert werden, wenn der Gemeinde genügend Informationen über die gesundheitlichen Auswirkungen vorliegen, wie Boschung ausführte. «Ich will nicht, dass mir die nächste Generation vorwirft, ich hätte zu wenig nachgefragt.» Die 204 Anwesenden stimmten mit 76 Nein- zu 55 Ja-Stimmen gegen den Antrag.
Autor: Jocelyne Page
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