Für die Gemein­de­wahlen ergibt sich in Plaf­feien eine span­nende Aus­gangslage. CVP, Talschaft Schwarzsee und SVP wollen ihre Sitze hal­ten. Mit der SP bekom­men diese drei neue Konkurrenz.

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Es sind die ersten «richti­gen» Wahlen seit der Fusion von Plaf­feien, Zumholz und Ober­schrot. Bei den let­zten Wahlen im Herb­st 2016 war die Verteilung der neun Sitze im Gemein­der­at näm­lich noch an die Aufteilung nach Ort­steilen gebun­den: Die Fusion­spart­ner hat­ten sich darauf geeinigt, dass der Ort­steil Plaf­feien vier Sitze bekommt, der Ort­steil Ober­schrot drei und Zumholz zwei. Jet­zt wer­den die Karten neu gemis­cht: Alle Bürg­erin­nen und Bürg­er aus allen Ort­steilen kön­nen unab­hängig von früheren Gemein­de­gren­zen auf allen Lis­ten gewählt werden.

Zwar ste­hen vier Parteien am Start: die CVP, die Talschaft Schwarzsee mit den Freien Wäh­lern, die SVP mit Parteilosen und die SP. Doch klas­sis­che Parteipoli­tik wird in Plaf­feien nicht betrieben. Gewählt wur­den in der Ver­gan­gen­heit Köpfe und nicht Parteien. Wenn man davon aus­ge­ht, dass die Bish­eri­gen mit ihrem «Gewählten»-Bonus einen Vorteil haben, geht es vor allem um die zwei frei wer­den­den Sitze. Ins­ge­samt bewer­ben sich 14 Män­ner und 2 Frauen für 9 Sitze. Das Ren­nen ist offen.

CVP will drei Sitze

Von den heuti­gen neun Gemein­der­atsmit­gliedern treten sieben wieder an. Darunter sind drei Vertreter der CVP – Die Mitte. Diese Partei will mit Daniel Bürdel, Armin Jun­go und Antoinette Krat­tinger die drei heuti­gen Sitze als Min­i­malziel hal­ten. Alle drei sind seit län­gerem im Gemein­der­at. Armin Jun­go (seit 2011) war zudem Syn­dic von Ober­schrot vor der Fusion. Daniel Bürdel (seit 2011) ist Gross­rat, und Antoinette Krat­tinger (2014) war im Gemein­der­at Ober­schrot und ist Präsi­dentin der CVP Oberland.

Wie sie gegenüber den FN sagte, hofft die CVP – Die Mitte auf einen vierten Sitz – dies mith­il­fe der drei neu antre­tenden Kan­di­dat­en auf der Liste. Darunter ist Daniel Thal­mann, der als Präs­es der Jubla vor allem bei der jün­geren Wäh­ler­schaft punk­ten kön­nte und zudem Mit­glied der Feuer­wehr Sense-Süd ist. Mar­ti­na Neuhaus ist in der Musikge­sellschaft ver­ankert, und der dritte Kan­di­dat, Marc Bick­el, ist in ver­schiede­nen Eltern­gremien engagiert.

Die CVP verze­ich­nete bei den let­zten Gemein­der­atswahlen mit 30,1 Prozent den zwei­thöch­sten Wäh­ler­an­teil im Ort­steil Plaf­feien und gar 70 Prozent im Ort­steil Ober­schrot. Das zeigt, dass diese Partei sich in Plaf­feien auf eine sehr bre­ite Wäh­ler­schaft abstützen kann.

Seit den 1950er-Jahren aktiv

Das­selbe Ziel wie die CVP, also min­destens drei Sitze zu hal­ten, ver­fol­gt die Talschaft Schwarzsee, die mit den Freien Wäh­lern zusam­menspan­nt. Die Talschaft ist keine poli­tis­che Grup­pierung. «Wir haben kein Parteibüch­lein», sagt der Präsi­dent der Talschaft, Andreas Bapst. Die Wurzeln der Talschaft liegen in den 1950er-Jahren. Die Bewohn­er des Schwarzsee­tals woll­ten damals mit ein­er geziel­ten Kan­di­datur aus ihren Rei­hen ein Gegengewicht zu den Vertretern des Heim­lan­des Plaf­feien schaf­fen. 1954 schafften es die ersten zwei Vertreter in den Gemein­der­at. Sei­ther ist die Talschaft Schwarzsee im Gemein­der­at vertreten.Heute ist die Liste nicht nur für Kan­di­dat­en aus dem Schwarzsee­tal zugänglich. «Im Gegen­teil», sagt Andreas Bapst, «wir haben geschaut, dass wir aus allen drei Ort­steilen Vertreter auf die Liste nehmen.»

Drei Bish­erige

Zugute kam der Talschaft, dass mit Fritz Zbinden und Andy Zah­nd zwei Bish­erige als Kan­di­dat­en auf ihre Liste kamen, die vorher einen anderen Hut tru­gen. Fritz Zbinden ist seit 1991 Mit­glied eines Gemein­der­ats, er war vor der Fusion in der Zumholz­er Exeku­tive und ist bei den Wahlen 2016 als «Houzschrötler» allein auf ein­er Liste ange­treten. Andy Zah­nd, der nach ein­er Leg­is­latur im Ober­schrot­er Gemein­der­at 2019 bei ein­er Ersatzwahl wieder in den Gemein­drat Plaf­feien kam, hat sich damals als partei­los beze­ich­net. Neben diesen bei­den tritt auch Bruno Zbinden als Bish­eriger wieder für die Talschaft an. Der Präsi­dent von Schwarzsee Touris­mus ist seit 2011 im Gemein­der­at Plaf­feien. Mit Andreas Stalder ste­ht ein weit­eres bekan­ntes Gesicht auf der Liste. Er war von 2014 bis 2016 im Gemein­der­at Plaf­feien und ist 2016 als Vertreter der Freien Wäh­ler nicht wiedergewählt wor­den. Zwar erzielte er damals abso­lut gese­hen mehr Stim­men als andere Kan­di­dat­en, doch scheit­erte er am Pro­porz-Sys­tem. Der einzige wirk­liche Neul­ing auf dieser Liste ist Philipp Jost.

Dankbare Wäh­ler­schaft

«Wir haben mit dieser Liste grosse Chan­cen auf vier Sitze, auch wenn die Konkur­renz gross ist», ist Andreas Bapst überzeugt. Die Talschaft habe eine sehr dankbare Wäh­ler­schaft, das habe sich in den let­zten Wahlen immer wieder gezeigt. Auch sei die Grup­pierung das Jahr über sehr aktiv, bespreche vor jed­er Gemein­de­v­er­samm­lung die anste­hen­den Geschäfte und halte sich auf dem Laufend­en über grössere Pro­jek­te. Für den vierten Sitz spreche auch, dass die Kan­di­dat­en sehr gut ver­ankert seien. Einziger Wer­mut­stropfen sei, dass keine Frau gefun­den wer­den konnte.

Auf das Zugpferd der let­zten Jahre, Otto Lötsch­er, muss die Talschaft verzicht­en, da dieser nach 39 Jahren im Gemein­der­at und 25 Jahren als Ammann nicht mehr antritt. Er hat­te an den let­zten Wahlen das beste Resul­tat erzielt und dazu beige­tra­gen, dass die Talschaft zusam­men mit den Freien Wäh­lern im Ort­steil Plaf­feien einen Wäh­ler­an­teil von 50,5 Prozent erre­ichte. Andreas Bapst sagt dazu: «Otto Lötsch­er hin­ter­lässt grosse Fussspuren.» Es werde nicht leicht sein, diesen zu fol­gen. «Auch im Gemein­der­at wird es ohne ihn nicht leicht für die Vertreter der Talschaft.»

Alfons Piller und die SVP

Als dritte etablierte Partei tritt die SVP zusam­men mit Parteilosen an. Heute ist die SVP fak­tisch nur mit einem Sitz im Gemein­der­at von Plaf­feien vertreten, näm­lich mit Francesco Moser. Dieser verzichtet aber auf eine erneute Kan­di­datur. Zur SVP gehört aber eigentlich auch Alfons Piller, der seit 20 Jahren dem Gemein­der­at von Plaf­feien ange­hört. Eigentlich, weil er nach einem Kon­flikt mit der Bezirks- und Kan­ton­al­partei nicht mehr offizielles Mit­glied der SVP ist. Dadurch, dass die SVP Sense-Ober­land aber die Liste geöffnet hat und als SVP und Parteilose antritt, ist auch Alfons Piller wieder unter dieser Flagge unter­wegs – sehr zum Ärg­er von eini­gen SVP-Mit­gliedern (die FN berichteten). Mit ihm kan­di­dieren drei weit­ere Män­ner: der Mauerer/Vorarbeiter Flo­ri­an Fahrni (1996), der Unternehmer Erwin Kol­ly (1969) und der Unternehmer Ricky Diet­rich (1978).

Zwei Sitze sind das Ziel

An den let­zten Wahlen kon­nte die SVP über 26,42 Prozent der Wäh­ler für sich gewin­nen, wenn man die Werte der drei Ort­steile zusam­men­nimmt. Auf­grund der Erfahrung von Alfons Piller sieht Achim Schneuw­ly, Präsi­dent der SVP Sense-Ober­land, diesen Sitz als rel­a­tiv sich­er an. «Alfons Piller ist volksver­bun­den, bei den Leuten und in vie­len Ämtern engagiert», sagt er. Er habe sowieso das Gefühl, dass alle bish­eri­gen Gemein­deräte den Einzug in den Rat wieder schaf­fen wür­den. Auf­grund der Wäh­ler­stärke der SVP sieht Achim Schneuw­ly dur­chaus Chan­cen, auf einen zweit­en Sitz zu kom­men. «Es wäre schön, wenn wir diese zwei rechts­bürg­er­lichen Sitze hal­ten kön­nten», sagt er. Eine Prog­nose sei schwierig. Eine Frage sei zum Beispiel, wohin die vie­len Wäh­ler­stim­men gehen, die bish­er Otto Lötsch­er auf sich vere­inen kon­nte. «Es ist eine immense Span­nung da», sagt er.

Neu erwachende SP will einen Sitz in Plaffeien

Neben den bish­eri­gen Parteien und Grup­pierun­gen ist dieses Mal bei den Gemein­der­atswahlen in Plaf­feien auch eine neue dabei. Die SP tritt mit einem Kan­di­dat­en auf der Liste 3 an, mit Adri­an Leuthard. Die Sozialdemokratis­che Partei war in den let­zten Jahren, ja Jahrzehn­ten wed­er in Plaf­feien noch in einem anderen Gemein­der­at im Sense-Ober­land zu find­en. Der let­zte Vertreter war Frédéric Aeby, der 2011 als unab­hängiger Kan­di­dat in den Gemein­der­at Gif­fers kam und 2015 in die SP Schweiz ein­trat. Er ist es auch, der das «Erwachen» der Linken im Sense-Ober­land ini­ti­iert hat und den Kan­di­dat­en von Plaf­feien unterstützt.«Wir rech­nen uns dur­chaus Chan­cen aus, einen Sitz zu gewin­nen», sagt er. Adri­an Leuthard sei «anders als jed­er andere Plaf­feier, der sich bewirbt», so Aeby, der nach eige­nen Angaben dabei ist, eine SP Sense-Ober­land aufzubauen. Er sei ein Kan­di­dat, der die Linke vertrete, aber nicht ver­bis­sen auf dieser Posi­tion ver­harre. Und er habe das Feuer, in der Gemeinde etwas zu bewe­gen, so Frédéric Aeby.

Polizist und Schwimmer

Adri­an Leuthard hat Jahrgang 1973 und arbeit­et bei der Bun­de­spolizei. Auf seinem Wahl­prospekt ist er als Schwim­mer abge­bildet, weil er eine Zeit­lang als Wet­tkampf­schwim­mer Profis­port betrieben hat. 1998 hat er etwa in Dubai an den Polizei-Welt­meis­ter­schaften teilgenom­men und in 50 Meter Freis­til auch mehrere Schweiz­er Reko­rde geholt. «Als Sportler weiss ich, dass man mit Fleiss und Train­ing ein Ziel erre­ichen kann», sagt er. Deshalb habe er diese Meta­pher auf seinen Wahlkampf über­tra­gen. Adri­an Leuthards Wurzeln sind im Sense­bezirk, er ist aber als Schulkind nach Basel gekom­men, da sein Vater für Ciba-Geigy arbeit­ete. Seit sieben Jahren wohnt er mit sein­er Fam­i­lie in Schwarzsee. Er sei poli­tisch schon immer inter­essiert gewe­sen, habe dies auf­grund sein­er Tätigkeit bei der Polizei aber bish­er nicht in die Öffentlichkeit gebracht. «Jet­zt will ich aus dem Schat­ten her­aus­treten», sagt er im Gespräch mit den FN.

Wäh­ler sind da

Wie Frédéric Aeby ist auch er von den intak­ten Chan­cen auf einen Sitzgewinn überzeugt, weil die Linke bei Abstim­mungen und Wahlen auf kan­tonaler und nationaler Ebene in den let­zten Jahren immer zwis­chen neun und elf Prozent der Wäh­ler­stim­men gewin­nen kon­nte. «Die Wäh­ler sind also da, sie hat­ten bis jet­zt ein­fach keine Chance, ihre Stimme abzugeben, weil es keine linke Liste gab», sagt Frédéric Aeby. Und Adri­an Leuthard ergänzt, er wolle der linken Bewe­gung nun ein Gesicht geben. Für bei­de ist die Kan­di­datur in Plaf­feien der Start ein­er neuen Posi­tion­ierung der SP im Sense-Ober­land – dies auch im Hin­blick auf die kan­tonalen Wahlen im Herbst.

Autor: Imel­da Ruffieux

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