Der neunköpfige Gemeinderat der bald fusionierten Gemeinde Plaffeien ist seit gestern gewählt: Drei Sitze gehen an die CVP, drei an die Liste SVP und Parteilose, zwei an die Talschaft Schwarzsee und einer an die Liste Houzschrötler.
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Nach einem intensiven Wahlkampf in Plaffeien, Oberschrot und Zumholz herrschte gestern Nachmittag auf der Terrasse des Hotels Alpenklub in Plaffeien eine kollegiale Stimmung. Die Bevölkerung der drei Sense-Oberland-Gemeinden hatte soeben die neunköpfige Exekutive der fusionierten Gemeinde Plaffeien gewählt – Gewählte und Nichtgewählte stiessen gemeinsam darauf an. Otto Lötscher, langjähriger Ammann von Plaffeien und Initiant des Fusionsprozesses, wurde mit 418 Stimmen – dem besten Resultat aller 22 Kandidierenden – wiedergewählt. «Ich bin überaus glücklich und auch überrascht von diesem guten Resultat», sagt er den FN. Seine Gruppierung, die Talschaft Schwarzsee, erreichte ihr Ziel von zwei Sitzen, da auch Bruno Zbinden (bisher) wiedergewählt wurde. Die Talschaft Schwarzsee war in Plaffeien zusammen mit den Freien Wählern angetreten und erreichte einen Wähleranteil von 50,5 Prozent. Auf ihrer Liste nicht wiedergewählt wurden die Gemeinderäte Andreas Stalder und Anne-Marie Vonlanthen. «Ich habe damit gerechnet, dass ich in Konkurrenz zu Bruno Zbinden stehe und mag ihm seine Wahl von Herzen gönnen», sagt Andreas Stalder, der nur 24 Stimmen weniger erhielt als Zbinden. Ihm sei wichtig, dass der Syndic Otto Lötscher gestärkt worden sei. Nun werde er sich voll für die kantonalen Wahlen einsetzen, sagte der Oberamts- und Grossratskandidat der Freien Wähler.
Eine Frau und acht Männer
Das zweitbeste Resultat erreichte Daniel Bürdel (CVP, Plaffeien). Die CVP holte in Plaffeien einen Sitz und in Oberschrot zwei. «Wir hätten gerne auch in Plaffeien einen zweiten Sitz geholt, aber die Konstellation mit der starken Talschaft war schwierig», so Bürdel, der mit seinem persönlichen Resultat sehr zufrieden ist. Drei Sitze für die CVP, drei für die SVP, zwei für die Talschaft und einer für die Houzschrötler: Diese Konstellation im Gemeinderat des fusionierten Plaffeien ist in den Augen von Daniel Bürdel ausgeglichen. «Niemand dominiert», so der CVP-Grossrat. Für ihn sei besonders wichtig, dass der Gemeinderat am 1. Januar 2017 positiv in die neue Legislatur starten könne. Für die CVP haben in Oberschrot der amtierende Syndic Armin Jungo und Gemeinderätin Antoinette Kilchör-Krattinger die Wiederwahl geschafft. Antoinette Kilchör-Krattinger ist die einzige Frau im neuen Gremium. Sechs Frauen – davon zwei bisherige – hatten sich als Kandidatinnen zur Verfügung gestellt. Für Antoinette Kilchör wird es eine ungewohnte Situation sein, denn im Rat ihrer «alten» Gemeinde hatten die Frauen die Oberhand. «Frauen sehen eine Sache manchmal anders und reden anders miteinander», sagt sie dazu. Sie freue sich, dass sie gewählt worden sei. Sie sei sich aber auch bewusst, dass viel Arbeit auf den Gemeinderat warte.
SVP dank Proporz erfolgreich
In Plaffeien erreichte die CVP einen Wähleranteil von gut 30 Prozent, die Liste SVP und Parteilose schaffte es auf 19,5 Prozent Wähleranteil und holte sich damit einen Sitz: den von Grossrat Alfons Piller (SVP, bisher). Gemeinderat Alfons Neuhaus schaffte die Wiederwahl nicht. Er sei sehr zufrieden mit diesem Wahlausgang, so Alfons Piller: Drei Sitze habe die SVP insgesamt angepeilt, und drei Sitze habe sie im neuen Gemeinderat auch erreicht: Aus Oberschrot zieht Elmar Piller (neu) in den Gemeinderat ein, aus Zumholz Francesco Mooser (neu). Er sei auch erfreut, dass die SVP in allen drei Gemeinden mit einer Liste antreten konnte, so Piller weiter. Er sehe dies als Vorarbeit für die Wahlen in fünf Jahren, wenn die Ausgangslage wieder anders sei. Die SVP hatte in allen drei Gemeinden die Proporz- anstelle der Majorzwahl beantragt. Diese Verhältniswahl nach Parteien ist ihr nun zugutegekommen: In Plaffeien beispielsweise erreichten fünf Kandidaten anderer Parteien mehr Stimmen als der gewählte SVP-Vertreter Alfons Piller, sie schafften wegen der Proporz-Verteilung den Einzug in den Gemeinderat aber nicht.
In Zumholz konnte Vize-Ammann Fritz Zbinden (Houzschrötler) seinen Sitz verteidigen. Hingegen haben die Gemeinderäte Yvan Jungo (Parteilose) und Alexandra Lehmann (Freie Wähler) die Wiederwahl nicht geschafft.
Die erste Bewährungsprobe steht bevor
Schon vor dem gestrigen Tag war klar, dass es bei den Wahlen in den drei Oberland-Gemeinden Plaffeien, Oberschrot und Zumholz sowohl Gewinner wie auch Verlierer geben wird. Neun Sitze galt es zu besetzen, 22 Kandidierende sind zur Wahl angetreten. Klar war auch, dass einige bisherige Amtsinhaberinnen und ‑inhaber nicht mehr gewählt werden, da die Anzahl Sitze pro Wahlkreis, also pro Fusionspartner, zum Vorherein feststanden. Mit dieser Konstellation war die Ausgangslage spannend, die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger hatten die Qual der Wahl.
Was bis zum gestrigen Wahltag eine wichtige Rolle spielte – nämlich, wer mit welcher Strategie antritt, um möglichst viele Stimmen zu gewinnen –, muss aber spätestens am 1. Januar 2017 in den Hintergrund treten. Denn um die schwierige Aufgabe eines Neustarts nach der Dreierfusion zu meistern, braucht es einen Gemeinderat, der die neue Gemeinde Plaffeien mit vereinten Kräften vorwärtsbringt und sich bei strategisch wichtigen Entscheiden einig ist. Parteigeplänkel oder Partikularinteressen haben bei der Bewältigung dieser grossen Herausforderungen keinen Platz. Vielmehr müssen die neun gewählten Gemeinderäte zeigen, dass Plaffeien nicht nur auf dem Papier eine geeinte Gemeinde ist.
Wie es um die Konsensfähigkeit innerhalb des Gremiums steht, können die neun schon bald unter Beweis stellen – dann nämlich, wenn es um die Wahl des Ammanns geht. Diese Ausmarchung ist die erste Bewährungsprobe für den neuen Gemeinderat der neuen Gemeinde Plaffeien.
Gemeindepräsidium:
Otto Lötscher möchte Ammann bleiben
Wer wird am 1. Januar 2017 Syndic der neuen Gemeinde Plaffeien? Otto Lötscher (Talschaft Schwarzsee), amtierender Syndic von Plaffeien, würde dieses Amt gerne übernehmen. «Ich melde klar mein Interesse an. Aber der neue Gemeinderat wird dies entscheiden», so Lötscher.
Mit Armin Jungo (CVP, Oberschrot) ist ein zweiter amtierender Ammann Mitglied des neuen Gemeinderats. Erhebt auch er Anspruch auf den Posten? «Diese Frage habe ich mir bis heute nicht gestellt», sagte er gestern den FN. Er werde dies CVP-intern und ratsintern diskutieren müssen. «Ein wichtiger Faktor ist mein Arbeitgeber.» Er arbeite heute in einem 90-Prozent-Pensum und müsste auf 60 Prozent reduzieren können, um den Syndicposten ausüben zu können, so Jungo. Ob dies möglich sei, wisse er nicht. Auch sein Parteikollege Daniel Bürdel will sich noch nicht konkret zur Syndic-Frage äussern. «Es wäre verfrüht, eine Aussage zu machen», sagt Bürdel und betont zugleich, dass Otto Lötscher klar das beste Resultat erzielt habe.
«Keine Machtspiele»
«Das kann ich mir gut vorstellen», sagt Alfons Piller (SVP) auf die Frage, ob die SVP mit drei Sitzen im neuen Gemeinderat Anspruch auf das Präsidium erhebe. «Mässiges Taktieren ist angebracht, doch ich will keine Machtspiele», präzisiert Piller. Ihm sei wichtig, dass traditionelle Werte weiterhin gelten. Die SVP werde die Syndic-Frage und das Vorgehen innerhalb der Partei besprechen.
Fritz Zbinden, amtierender Vize-Ammann in Zumholz, erhebt keinen Anspruch auf das Amt, wie er den FN sagt.
Zahlen und Fakten:
Stimmbeteiligung bei 40 bis 48 ProzentIn Plaffeien lag die Stimmbeteiligung bei den gestrigen Gemeinderatswahlen bei 45 Prozent, in Oberschrot betrug sie 40 Prozent und in Zumholz 48 Prozent. Vor fast einem Jahr, am 27. September 2015, hatten die Stimmbürger der drei Sense-Oberland-Gemeinden mit 87,6 Prozent Ja-Stimmen-Anteil einer Fusion zugestimmt. Sie tritt auf den 1. Januar 2017 in Kraft. Die neue Gemeinde wird Plaffeien heissen, rund 3600 Einwohner zählen und 66,3 Quadratkilometer umfassen. Der Steuerfuss wird 98 Rappen pro Franken Kantonssteuer für natürliche Personen betragen und 93 Rappen für juristische Personen, die Liegenschaftssteuer drei Promille. Zugunsten des kleinsten Partners Zumholz verzichtete Plaffeien auf einen fünften Sitz im neuen Gemeinderat. Dem Ja zur Fusion war ein langer Prozess vorausgegangen: Der Versuch, fünf Gemeinden im Sense-Oberland zu fusionieren, ist 2015 gescheitert, weil Plasselb und Brünisried Nein zur Fusion gesagt haben.
Autor: Imelda Ruffieux
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