Trotz einiger Ver­luste in den ver­gan­genen Gross­ratswahlen ist die CVP-BDP-Frak­tion noch immer die grösste Frak­tion im Freiburg­er Kan­ton­spar­la­ment. Den­noch muss sie häu­figer mit anderen Parteien ver­han­deln, um Anliegen durchzubringen.

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Offiziell ist Albert Lam­belet (Cormin­boeuf) immer noch Präsi­dent der CVP-BDP-Frak­tion. BDP-Mit­glieder gibt es in dieser Frak­tion aber schon lange nicht mehr: Susanne Aebis­ch­er (Kerz­ers) und Linus Hay­oz (Plaf­feien) haben 2013, zwei Jahre nach ihrer Wahl in den Grossen Rat, die Partei gewech­selt. 33 Mit­glieder zählt die CVP-BDP-Frak­tion. Das sind zwar sechs weniger als noch in der vorheri­gen Leg­is­latur – und zwölf weniger als 2001 –, doch noch immer ist die CVP die stärk­ste Frak­tion im bürg­er­lich dominierten Freiburg­er Kantonsparlament.

Lam­belet musste in dieser Leg­is­latur denn auch keine Nieder­la­gen ein­steck­en: «Wir haben alle unsere Anliegen durchge­bracht.» Wichtig für die CVP seien das neue Schulge­setz und das Gesund­heits­ge­setz gewe­sen. «Da waren wir sehr präsent.» Doch auch die grösste Frak­tion kann alleine nicht immer den Ton angeben: Bei der aktiv­en Boden­poli­tik wäre die CVP gerne weit­erge­gan­gen als die Mehrheit im Par­la­ment. «Die Raum­pla­nung und die aktive Boden­poli­tik wer­den näch­ste Leg­is­latur im Zen­trum ste­hen», so Lambelet.

Weil die CVP nicht mehr wie früher fast die Hälfte der 110 Gross­ratsmit­glieder stellt, muss die Partei ver­mehrt mit anderen Frak­tio­nen ver­han­deln. «Die Ver­hand­lun­gen sind heute lebendi­ger als in früheren Leg­is­la­turen, das ist klar», sagt Lam­belet. Die Allianz mit der FDP und der SVP spiele aber in den meis­ten Fällen prob­lem­los. «Doch es gibt auch The­men, bei denen wir erst gar nicht die Unter­stützung ander­er Parteien suchen, weil von Anfang an klar ist, dass die Ansicht­en zu unter­schiedlich sind.»

Wichtiger als früher ist auch die Partei­diszi­plin. «Je nach The­ma dränge ich mehr oder weniger darauf, dass bei der Abstim­mung alle der Parteilin­ie fol­gen.» Die CVP ste­he aber im Zen­trum des poli­tis­chen Spek­trums; je nach The­ma gin­gen die Ansicht­en auseinan­der. «Das akzep­tiere ich auch, man kann nicht immer ein Ein­heits­denken durch­set­zen.» In der grossen Mehrheit der The­men stimme seine Frak­tion aber geeint ab.

«Rein juris­tisch»

Das sei auch bei der Debat­te über das Islam-Zen­trum an der Uni­ver­sität Freiburg so gewe­sen: «Am Anfang gin­gen die Mei­n­un­gen stark auseinan­der, am Schluss jedoch nicht mehr.» Seine Frak­tion habe das The­ma aus einem rein juris­tis­chen Blick­winkel angeschaut. «Die grosse Mehrheit hat ver­standen, dass der Grosse Rat der Uni­ver­sität nicht vorschreiben kann, was sie anbi­eten soll.» Ein­mal aber ist ein gross­er Teil nicht der Mei­n­ung des Frak­tion­spräsi­den­ten gefol­gt: Als das Par­la­ment im let­zten Novem­ber Marie Gar­nier zur Staat­srat­spräsi­dentin wählte – nor­maler­weise eine reine Form­sache –, ver­passten die bürg­er­lichen Parteien der Grü­nen einen Denkzettel. Sie schick­ten Marie Gar­nier in einen zweit­en Wahl­gang und wählten sie dort mit einem mis­er­ablen Resul­tat. «Ich war von Anfang an dage­gen», sagt Lam­belet. «Es gibt Proze­duren, die wir respek­tieren soll­ten.» Es sei nicht nötig gewe­sen, Gar­nier so abzus­trafen. «Im Gegen­teil, nun kann sie sich als Opfer darstellen.»

Die CVP war sehr lange die grösste Partei im Kan­ton Freiburg; doch in den let­zten Jahren musste sie auf allen Ebe­nen Fed­ern lassen. Hat Lam­belet Angst, dass seine Frak­tion in der näch­sten Leg­is­latur noch klein­er sein wird? «Ich gehe opti­mistisch in diese Wahlen, wir haben in allen Bezirken gute Lis­ten.» Ziel sei es, die Sitz­zahl zu hal­ten, sog­ar einige dazuzugewin­nen. Im Detail weicht der Opti­mis­mus dann dem Real­is­mus: Der Sense­bezirk ver­liert einen Gross­ratssitz; «vielle­icht trifft es da die CVP», sagt Lam­belet. «Das wäre aber kein Ver­lust im echt­en Sinne, da es ja einen Sitz weniger zu verteilen gibt.»

Zudem wech­selt im Broye- und Vivis­bach­bezirk das Wahlsys­tem: Kleine Parteien waren dort bish­er benachteiligt, grosse bevorteilt. Es waren denn auch die einzi­gen Bezirke, in denen die CVP 2011 keinen Gross­ratssitz ver­lor. Kommt das nun? «Diese Angst beste­ht natür­lich», sagt Lam­belet. «Aber nie­mand kann voraus­sagen, wie sich das neue Wahlsys­tem im Broye- und Vivis­bach­bezirk auswirken wird.» Bei den let­zten Wahlen seien mehrere kleine Parteien erst­mals aufge­treten. «Sie haben an den Wäh­ler­an­teilen gekn­ab­bert.» Das sei nun vor­bei. «Wir hof­fen, 30 Prozent Wäh­ler­an­teil zu hal­ten.» Nur 6 der 33 CVP-Gross­ratsmit­glieder sind Frauen. Einzig die SVP hat einen noch kleineren Frauenan­teil. «Das ist effek­tiv ein Man­gel», sagt Lam­belet. «Ich hoffe, dass wir dies bei den anste­hen­den Wahlen ausgleichen.»

Namen

Acht treten nicht mehr an

Von den 33 Gross­rätin­nen und Gross­räten der CVP-Frak­tion treten bei den Wahlen am 6. Novem­ber fol­gende Per­so­n­en wieder an: Susanne Aebis­ch­er (Kerz­ers), Pas­cal Andrey (Cer­ni­at), Markus Bapst (Düdin­gen), Bruno Boschung (Wün­newil), Gabrielle Bour­guet (Granges, Veveyse), Daniel Bürdel (Plaf­feien), Dominique But­ty (Romont), Elian Col­laud (St-Aubin), Eric Col­lomb (Lul­ly), Hubert Daf­flon (Grol­ley), Pierre Décrind (Romont), Lau­rent Diet­rich (Freiburg), Jean-Pierre Doutaz (Epag­ny), Chris­t­ian Ducot­terd (Grol­ley), Marc-Antoine Gam­ba (Freiburg), Pierre-André Grand­gi­rard (Cugy), Linus Hay­oz (Plaf­feien), Madeleine Hay­oz (Cressier), Patrice Jor­dan (Vaulruz), Albert Lam­belet (Cormin­boeuf), Patrice Longchamp (Torny-le-Grand), Anne Mey­er Loetsch­er (Estavay­er-le-Lac), Thomas Rauber (Tafers), André Schoe­nen­weid (Freiburg), Dominique Zamof­ing, (Posieux).

Diese Gross­ratsmit­glieder treten nicht mehr an:

Josef Fasel (Alter­swil), Denis Grand­jean (Le Crêt), Emmanuelle Kaelin Murith (Bulle), Nico­las Lau­per (Mon­tévraz), Yves Menoud (La Tour-de-­Trême), Patrice Morand (Bulle), Yvonne Stempfel-Horner (Guschel­muth), Jacques Vial (Le Mouret).

Autor: Nicole Jegerlehner

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