Vor 80 Jahren hat der Kan­ton Freiburg die Höll­bach­hütte im Plas­selb­schlund als Aus­gangspunkt für ein nation­al ein­ma­liges Wieder­auf­forstung­spro­jekt gebaut. Vor zehn Jahren hat ein Vere­in das Forsthaus vor dem Abbruch gerettet und zieht heute eine pos­i­tive Bilanz.

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Einst war die Höll­bach­hütte ein Dreh- und Angelpunkt für die jahre­lan­gen umfan­gre­ichen Wieder­auf­forstungsar­beit­en im Plas­selb­schlund. Doch dann geri­et sie in Vergessen­heit. Vor zehn Jahren hat ein Ini­tia­tivkomi­tee das Forsthaus Höl­li vor dem Abbruch gerettet, einen Trägervere­in gegrün­det, das Gebäude saniert und daraus ein Ferien­haus gemacht (siehe Kasten).

Viel­seit­ig genutzt

Genau 80 Jahre alt ist das Gebäude heute. Es hat seit seinem Wieder­erwachen rund 3000 Gäste beherbergt und diente als Begeg­nungszen­trum für Wald­schul­wochen, Schul­pro­jek­te oder Besin­nungstage. Es war aber auch Aus­tra­gung­sort für Jugend­lager oder Vere­in­san­lässe und Basis für Aus­flüge von Wan­der­grup­pen und Naturfreunden.

Die dama­lige Ret­tungsmis­sion sei mit einem grossen Ein­satz an Fronar­beit und hohen finanziellen Mit­teln ver­bun­den gewe­sen, sagt Daniel Bürdel, bis vor kurzem Vere­in­spräsi­dent, in seinem Rück­blick auf die let­zten zehn Jahre. «Sie hat sich aber in allen Belan­gen gelohnt.» Das Forsthaus Höl­li erfreue sich ein­er grossen Nach­frage. Die Erwartun­gen seien sog­ar übertrof­fen worden.

Das freut auch Felix Bürdel, der damals die Ini­tia­tive ergrif­f­en hat­te und nun das Amt des Vere­in­spräsi­den­ten über­nom­men hat. Wie er aus­führt, kom­men die Gäste – für einen Tag oder mehrere Nächte – sowohl aus der näheren Umge­bung als auch aus allen anderen Lan­desteilen. «Mit ein­er Aus­las­tung von 75 bis 90 Tagen zwis­chen Anfang Mai und Ende Okto­ber ist der Vere­in sehr zufrieden.»

In unberührter Natur

Die spezielle Lage habe sich unter Erhol­ungssuchen­den herumge­sprochen. «Die Gäste schätzen es, dass der ursprüngliche Charak­ter des Forsthaus­es beim Umbau erhal­ten geblieben ist», sagt Felix Bürdel. Die beste­hen­den Räume seien möglichst treu der ursprünglichen Architek­tur ren­oviert wor­den. Gle­ichzeit­ig habe der Vere­in darauf geachtet, die heuti­gen Bau­vorschriften zu respek­tieren, etwa beim Trep­pen­haus oder beim Notaus­gang. Der Strom kommt von ein­er Fotovoltaikanlage.

«Wir haben immer wieder punk­tuelle Verbesserun­gen bezüglich Freizeitak­tiv­itäten und Kom­fort vorgenom­men.» Dies komme bei den Besuch­ern gut an, sagt er. Davon zeu­gen die rund 40 Ein­träge im Gäste­buch. «Sie schätzen beson­ders die unberührte Natur, den Wald, die Flo­ra und Fau­na, die Wild­bäche, die Wan­der­wege und das typ­is­che Voralpenge­bi­et ganz allgemein.»

Wichtig war dem Vere­in auch, den Besuch­ern vor Augen zu führen, welche Bedeu­tung das geschicht­strächtige Gebäude hat. Ein kleines Muse­um im Estrich liefert Infor­ma­tio­nen über das Auf­forstung­spro­jekt von nationaler Bedeu­tung. Zudem sind Werkzeuge aus früheren Zeit­en aus­gestellt, und es wer­den Infor­ma­tio­nen über Fau­na und Flo­ra vermittelt.

The­men­weg und Bikerouten

Das gle­iche Ziel ver­fol­gt auch der 2017 eröffnete The­men­weg «Wald, Wild, Wass­er». Der 6,2 Kilo­me­ter lange Weg wurde in Zusam­me­nar­beit mit dem Amt für Wald und Natur erstellt. Er führt vom Forsthaus über die Forststrasse bis zum Luggeli-Philipon­awald und zurück über die Höll­bach­brücke. An bebilderten Posten kön­nen sich die Besuch­er in deutsch­er und franzö­sis­ch­er Sprache über Geolo­gie, Bachver­bau, Walden­twick­lung, Rau­fusshüh­n­er, den Wald­bo­den als Wasser­spe­ich­er, Schutzwald­be­wirtschaf­tung und Infra­struk­turen zur Wald­be­wirtschaf­tung informieren.

Da sich der Bike-Sport immer grösser­er Beliebtheit erfreut, ist dies auch ein The­ma im Vere­in Forsthaus Höl­li. Bere­its jet­zt existieren im Plas­selb­schlund – zwis­chen dem Schwarzsee- und Berrage­bi­et – zahlre­iche Wan­der- und Bike-Wege. Das Forsthaus will eine angepasste Infra­struk­tur für Bik­er sich­er­stellen. Der Vere­in hat den Wan­der- und Bike-Weg, der ab der Forststrasse Höl­li die Verbindung Rich­tung Schmutzes Schwyberg sich­er­stellt, im Frühjahr/Sommer 2021 aus­ge­baut. Er plant derzeit weit­ere Pro­jek­te in den Bere­ichen sportliche Betä­ti­gun­gen und Infor­ma­tions­doku­men­ta­tio­nen für Schulen.

 

Rück­blick

Das Forsthaus Höl­li erin­nert an die Pio­nier­ar­beit vor 130 Jahren

Zwis­chen dem 11. und dem 14. Jahrhun­dert war der einst dicht bewaldete Plas­selb­schlund nach und nach fast ganz gerodet wor­den. Denn die Nach­frage nach Holz war mit der Indus­tri­al­isierung gestiegen. Das hat­te Fol­gen. Nach schw­eren Gewit­tern ver­mocht­en die steilen Hänge im Fly­schge­bi­et das Wass­er nicht mehr aufzunehmen. Wild­bäche wie der Höll­bach wur­den zu reis­senden Flüssen. Dies führte zu Über­schwem­mungen ent­lang der Ärg­era bis nach Marly.

1,20 Franken Stundenlohn

1890, also vor 131 Jahren, hat der Grosse Rat den Staat­srat deshalb ermächtigt, erste Alpen im Plas­selb­schlund zu kaufen, um darauf wieder Wald anzupflanzen. Ange­fan­gen hat es mit den Alpen Schlat­tli, Stutzhöl­li und Luggeli – heute ist der grösste Teil des Plas­selb­schlunds Staatswald. Die dama­li­gen Arbeit­er waren unter sehr misslichen Umstän­den im Ein­satz: lange Arbeit­stage, schwieriges Gelände, nur Han­dar­beit – und dies zu einem Stun­den­lohn von 1,20 Franken. Sie gruben Entwässerungs­gräben und bracht­en Pflanz­ma­te­r­i­al Stück für Stück vor Ort. Um sie die Woche über zu verpfle­gen, baute der Staat Forsthüt­ten wie die Höll­bach­hütte. Sie war auch nach Ende der Auf­forstung, bis in die 1960er-Jahre, rege in Gebrauch, etwa für Forstwartkurse oder Fam­i­lien­feste. Im Juli 1976 war der gesamte Bun­desrat im Forsthaus zu Gast, denn diese Auf­forstun­gen gal­ten schweizweit als Parade­beispiel. 2006 entsch­ied das Amt für Wald, Wild und Fis­cherei, die Hütte abzureis­sen, weil sie für die Wald­be­wirtschaf­tung keinen Nutzen mehr hatte.

Ein Kul­tur­denkmal

Gegen diese Pläne wehrte sich das Ini­tia­tivkomi­tee unter der Leitung des Plas­sel­ber Alt-Ammanns Felix Bürdel. Die Mit­glieder argu­men­tierten, dass das Gebäude ein Kul­tur­denkmal sei und an die dama­lige Pio­nier­ar­beit erin­nere. Im Dezem­ber 2011 grün­de­ten 33 Per­so­n­en den Vere­in Forsthaus Höl­li mit Daniel Bürdel als Präsi­dent. Der Vere­in sam­melte Ideen, wie man das geschicht­strächtige Gebäude auf­frischen und wieder­beleben kön­nte. Mit Erfolg: Der Kan­ton als Besitzer war bere­it, dem Vere­in das Forsthaus im Bau­recht zu über­lassen. im

Zum Vere­in

Der Vere­in will neue Mit­glieder gewinnen

Der Vere­in Forsthaus Höl­li zählt heute 180 Mit­glieder. Wie der abtre­tende Präsi­dent Daniel Bürdel sagt, ste­ht er nach zehn Jahren auf soli­den Pfeil­ern. Der Vor­stand hat sich zum Ziel geset­zt, den Mit­gliederbe­stand im näch­sten Jahr auf 200 zu erhöhen. Mit dabei sind Leute aus der näheren Umge­bung, aber auch Naturfre­unde aus dem ganzen Kan­ton und darüber hin­aus. Daniel Bürdel hat sich aus zeitlichen Grün­den vom Vor­stand zurück­ge­zo­gen. Er wurde von der Gen­er­alver­samm­lung für seine grossen Ver­di­en­ste zum Ehren­präsi­den­ten ernan­nt. Neu im Vor­stand sind Anton Rae­my, Michael Rumo, Ammann von Plas­selb, und Alexan­der Maradan. Das Ziel des neunköp­fi­gen Vor­stands bleibe das gle­iche, sagt der neue Präsi­dent Felix Bürdel. «Wir wollen mit dem Forsthaus inter­essierten Kreisen die Möglichkeit bieten, das zauber­hafte Gebi­et des Plas­selb­schlunds kennenzulernen.»


Vor­standsmit­glieder (v.l., kniend): Anton Thal­mann, Ehren­präsi­dent Daniel Bürdel, Anton Rae­my; (v.l. ste­hend): André Schmutz, Felix Bürdel, Hervé Brüg­ger, Michael Rumo.

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